Über Skoliose, die Früherkennung & mehr ...
DIE BROSCHÜRE - "Skoliose - Die Früherkennung ist entscheidend!"
Daniela Hohenwarter, Gründerin des Skoliose Netzwerks Österreich und selbst von Skoliose betroffen, hat in Zusammenarbeit mit OÄ Dr. Nadja Jiresch MSc. TCM, Fachärztin für Orthopädie und orthopädische Chirurgie diese Informationsbroschüre zur Früherkennung von Skoliose erstellt.
Das Ziel dieser Broschüre ist es, die Bedeutung und Wichtigkeit einer frühen Erkennung von Skoliose hervorzuheben.
Für Eltern & Interessierte
Die Broschüre richtet sich an Eltern und fungiert als erste Informationsquelle sowie als Leitfaden, der insbesondere durch den Schularzt sowie medizinisches und therapeutisches Fachpersonal Eltern bereitgestellt werden sollte, wenn der Verdacht auf Skoliose bei ihrem Kind besteht.
Ein großes Dankeschön geht an Frau Dr. med. univ. Bettina Grabner, Allgemeinmedizinerin und Schulärztin, für die Möglichkeit, dass die Früherkennungsbroschüre im Rahmen der Schularztuntersuchung an betroffene Kinder ausgehändigt wird.
Wertvolle Informationen
Eltern erhalten wertvolle Informationen zur idiopathischen Skoliose sowie einen „Fahrplan“, der sie durch die verschiedenen Phasen begleitet – beginnend bei den ersten Anzeichen über das Diagnosegespräch bis hin zu den Therapiemöglichkeiten.
Es wird explizit darauf hingewiesen, dass die Informationen, Vorlagen und Skizzen in dieser Broschüre keine individuelle therapeutische oder medizinische Behandlung oder Diagnose ersetzen!
Fragen und Antworten zum Thema Früherkennung
Unter Skoliose versteht man eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule. Dabei weicht die Wirbelsäule von ihrer normalen Form ab und bildet eine S- oder C-Form, wenn man sie von hinten betrachtet. Zusätzlich kommt es bei einer typischen Skoliose zur Ausbildung eines Flachrückens im Bereich der Brustwirbelsäule.
In etwa 80% der Fälle bleibt die Ursache aber unbekannt. Man spricht dann von einer „idiopathischen Skoliose“. Sie entsteht praktisch immer bereits im Kindes- oder Jugendalter und ist bei Mädchen vier- bis siebenmal häufiger als bei Buben.
Die häufigste Erscheinungsform ist die sogenannte „Adoleszente idiopathische Skoliose“, kurz AIS. Sie entsteht und verschlechtert sich in Zeiten des verstärkten Körperwachstums, wie zum Beispiel in der Pubertät, welches der Zeitraum des Wirbelsäulenwachstums ist. (SOSORT-Leitlinie, 2016; S2k-Leitlinie, 03/2023)
Warum ist es so wichtig, eine Skoliose frühzeitig zu erkennen?
Solange das Wachstum nicht abgeschlossen ist, kann sich eine Skoliose während der Wachstumsschübe im Verlauf weniger Monate schnell von einer leichten zu einer schweren Skoliose entwickeln.
„Das wächst sich schon aus …“, ist eine weit verbreitete Annahme.
Ob eine Behandlung notwendig ist, hängt zum einen vom Grad der Krümmung (Cobb Winkel) und zum anderen davon ab, wie schnell die Krümmung voranschreitet.
Der Kontrolltest für zu Hause – Welche Möglichkeiten gibt es für Eltern die Wirbelsäule ihres Kindes zu kontrollieren?
Eltern spielen eine wichtige Rolle bei der Früherkennung von Skoliose, da sie die Veränderungen in der Körperhaltung ihres Kindes beobachten können. Daher ist es ratsam, regelmäßig die Wirbelsäule zu überprüfen.
Eine beginnende idiopathische Skoliose kann anhand verschiedener körperlicher Veränderungen erkannt werden. Wenn Sie einen Verdacht haben, können Sie zu Hause eine erste Selbstbeobachtung bei Ihrem Kind durchführen. Sollten Ihnen bei der Betrachtung des Oberkörpers mehrere der im Folgenden beschriebenen Merkmale auffallen, ist unbedingt ein ärztliches Gespräch beim Hausarzt, Kinderarzt oder Kinderorthopäden zu vereinbaren.
Eine erste Orientierungshilfe als grobe Wahrnehmung:
Kopfhaltung ist schräg oder nicht in der Mitte, abstehendes und gekipptes Schulterblatt, Schulterschiefstand: z.B. rutscht der BH-Träger, Beckenschiefstand: z.B. sitzt die Hose schief oder unterschiedliche Hosenbeinlänge, Burstasymmetrie, Taillenasymmetrie, einseitig ausgeprägte Lendenmuskulatur;
Ein häufig verwendetes Instrument zur Früherkennung ist der Vorneigetest nach Adams (genaue Erklärung siehe unten), bei dem das Kind gebeten wird, sich nach vorne zu beugen, während Sie als Elternteil die Ausrichtung der Wirbelsäule genau betrachten.
Der Adams-Vorbeugetest ist ein häufig angewendeter Test, um einen ersten Verdacht auf eine Skoliose zu bestätigen.
Lassen Sie Ihr Kind mit nacktem Oberkörper, locker hängenden Armen und durchgestreckten Beinen nach vorne beugen (siehe Beispielbilder unten). Stellen Sie sich hinter Ihr Kind und blicken über den Rücken.(S2k-Leitlinie 2.5.1)
Achten Sie auf mögliche Asymmetrien im Bereich der Brustwirbelsäule, wie zum Beispiel einseitig erhöhte Rippen oder Schulterblätter (beginnender Rippenbuckel), einseitig ausgeprägte Lendenmuskulatur (der sogenannte Lendenwulst) sowie eine verkrümmte Wirbelsäule. (S2k-Leitlinie 2.5.1)
Wenn sich körperliche Veränderungen bei ihrem Kind – wie beschrieben – erkennen lassen, sollten Sie dies mit Ihrem Hausarzt oder Kinderarzt besprechen.
Sollten beim Skoliose-Screening Auffälligkeiten festgestellt werden, erhalten Eltern in der Regel eine Mitteilung vom Schularzt, um weitere Schritte zur Diagnose und Behandlung einzuleiten.
Eine weiterführende Untersuchung beim Kinderarzt oder Orthopäden wird empfohlen, um geeignete Maßnahmen zur Behandlung oder Überwachung zu ergreifen.
Je früher eine Wirbelsäulenfehlstellung erkannt wird, desto erfolgsversprechender und schonender lässt sie sich behandeln. Daher ist gerade in der Wachstumsphase Ihres Kindes die Früherkennung wichtig.
Die Zusammenarbeit zwischen Eltern, Kinderärzten, Orthopäden und der Schule ist entscheidend, um Kindern mit Skoliose die bestmögliche Unterstützung zu bieten.
Die Diagnose Skoliose wird durch eine Röntgenaufnahme der Wirbelsäule gestellt.
Dabei wird die gesamte Wirbelsäule inklusive Becken stehend von vorne sowie seitlich geröntgt. Anhand der Röntgenaufnahmen kann der Orthopäde den Krümmungswinkel der Wirbelsäule messen und so das Ausmaß der Skoliose eruieren (Winkelmessung nach Cobb). Ein Röntgenbild sollte ab einer Rotation von 5 Grad durchgeführt werden. Die Ausprägung der Rotation kann mit einem Skoliometer gemessen werden.
Suchen Sie mit ihrem Kind einen Kinderarzt oder einen auf Skoliose spezialisierten Orthopäden / Kinderorthopäden auf. Sie können sich natürlich auch an eine spezialisierte Skoliose-Ambulanz eines Krankenhauses wenden.
Der Arzt untersucht ihr Kind und wird anhand der Röntgenaufnahme den Krümmungswinkel der Wirbelsäule messen und so das Ausmaß der Skoliose eruieren. Anhand des Cobb-Winkels werden die geeignete Behandlungsmöglichkeiten besprochen, wie zum Beispiel das einleiten einer Skoliosetherapie nach Schroth, Skoliose-Reha-Aufenthalt, Korsetttherapie, usw. mit ihnen und ihrem Kind besprochen.
Hier mit unserer Online-Expertensuche stellen wir ein hervorragendes Instrument bereit, um medizinisches und therapeutisches Fachpersonal mit Schwerpunkt auf Skoliose auf einfache und schnelle Weise zu finden. Dies ermöglicht eine patientenzentrierte Kontaktaufnahme in wohnortsnähe, ohne aufwendige Recherchen durchführen zu müssen.
Der Patient wird zunächst klinisch untersucht. Ein Röntgenbild sollte ab einer Rotation von 5 Grad durchgeführt werden. Das Röntgen sollte bei der Erstuntersuchung die gesamte Wirbelsäule im Stehen in zwei Ebenen abbilden.
Wie oft sollte eine Kontrolle erfolgen? Bei nachgewiesener Skoliose sollten radiologische Kontrolluntersuchungen (Röntgen der gesamten Wirbelsäule) während des pubertären Wachstumsschubes je nach Krümmung und klinischer Situation alle 6 bis 12 Monate bis zum Abschluss des Wachstums durchgeführt werden (Starker Konsens, Zustimmung: 100%).
Nach Abschluss des Wachstums können radiologische Kontrollen je nach klinischer Relevanz und Krümmung durchgeführt werden. Es gibt kein festes Goldstandard-Schema für die Zeit nach Abschluss des Wachstums (Starker Konsens, Zustimmung: 100%).
Quelle: S2k-Leitlinie zur Adoleszenten Idiopathischen Skoliose
- Einen Spiegel – Am besten einen, in dem du dich von Kopf bis Fuß sehen kannst
- Eine Gymnastikmatte
- Einen Sessel ohne Armlehnen
- Zwei lange Stäbe ca. 2m
- Ein bis Fünf Stück Reiskissen (200g, 250g oder 300g) zum Unterlagern. Erhältlich in unserem Onlineshop. Bitte besprich dies vorab mit deiner Physiotherapeutin!
Die Röntgenkontrollen bei Skoliosepatient:innen, die ein Korsett tragen, sind unerlässlich, um die Wirksamkeit des Korsetts zu überprüfen. Es ist wichtig sicherzustellen, dass das Korsett bei Kindern und Jugendlichen optimal wirkt, und dies kann nur anhand des Röntgenbildes festgestellt werden.
Nach der Anfertigung eines neuen Korsetts sollte die Wirksamkeit radiologisch anhand eines Röntgenbilds in der Frontalebene überprüft werden, wobei die Position der Pelotten markiert sein sollte. Es ist wichtig zu beachten, dass die maximale Wirkung des Korsetts erst nach 120 Minuten eintritt und es daher vor der Aufnahme mindestens 2 Stunden lang getragen werden sollte.
Wie oft ist eine Röntgenuntersuchung notwendig? Zur radiologischen Verlaufskontrolle während einer laufenden Korsetttherapie ist es sinnvoll, die Frontalebene der Wirbelsäule im Korsett alle 6 bis 12 Monate zu überprüfen. Es gibt jedoch auch Situationen während der laufenden Korsetttherapie, in denen eine Röntgenkontrolle ohne Korsett erforderlich ist: Bei einer stabilen Skoliosekorrektur zur Überprüfung der Korsettindikation oder bei einer fortschreitenden Krümmung im Korsett mit bevorstehender Entscheidung über eine Operation kann eine Röntgenaufnahme ohne Korsett durchgeführt werden.
Sollte auch nach Abschluss der Korsetttherapie ein Röntgenbild gemacht werden? Eine klinische und radiologische Endkontrolle des Behandlungsergebnisses erfolgt etwa 2 Jahre nach Abschluss der Korsetttherapie. Anschließend werden regelmäßige klinische Kontrollen durchgeführt. Der Zeitpunkt für weitere Röntgenuntersuchungen muss individuell festgelegt werden. Eine Gesamtwirbelsäulenaufnahme alle 5 Jahre kann jedoch als grobe Richtlinie angesehen werden.
Quelle: S2k-Leitlinie zur Adoleszenten Idiopathischen Skoliose
Diese Informationen sind Anhaltspunkte, auf die Sie achten können und ersetzen keinen Termin bei einem Arzt/Facharzt!
Ich persönlich bin der Meinung, dass man lieber einen Blick zu viel als einen zu wenig auf den Rücken seines Kindes werfen sollte. Nur so kann man einen schweren Verlauf frühzeitig erkennen und mit geeigneten Maßnahmen entgegenwirken.
Wenn Sie sich unsicher sind oder weitere Fragen haben, kontaktieren Sie mich gerne.
Alles Gute, Daniela Hohenwarter